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Videokonferenz mit Forscherin aus dem Projekt „Asking the Pope for Help“

Bericht über die Bittschreiben jüdischer Menschen an Papst Pius XII. zur Zeit des NS-Regimes

Dr. Judith Schepers berichtet beeindruckten Zehntklässlern von ihrer Arbeit an Bittschreiben jüdischer Menschen an Papst Pius XII. zur Zeit des NS-Regimes.

Am Freitag der vergangenen Woche (08.03.24) hatte der katholische Religionsunterricht der Stufe 10 einen ganz besonderen Gast per Videokonferenz im Kursraum: Dr. Judith Schepers, die in Italien lebt und für die Katholisch-Theologische Fakultät der Universität Münster im Seminar für Mittlere und Neuere Kirchengeschichte in den vatikanischen Archiven forscht.

Tausende Jüdinnen und Juden aus ganz Europa wandten sich zur Zeit des NS-Regimes hilfesuchend an den Vatikan und Papst Pius XII. mit der Bitte um Hilfe und Beistand. Lange Zeit waren diese Briefe unbekannt. Erst seit 2020 sind sie der Forschung zugänglich und werden von Forscherinnen und Forschern im Projekt „Asking the Pope for Help“ der Universität Münster, zu denen auch Dr. Judith Schepers zählt, nach und nach aufgefunden, aufbereitet und der Öffentlichkeit (vor allem digital) zugänglich gemacht – Briefe, die unentbehrliche Stimmen aus der Vergangenheit sind und uns heute und für die Zukunft vor neuem Antisemitismus warnen.

Der Religionskurs hatte sich zunächst einige Unterrichtsstunden mit dem Projekt „Asking the Pope for Help“ und exemplarischen Bittschreiben auseinandergesetzt. Einige Fragen kamen auf, insbesondere bezüglich der Rolle von Papst Pius XII. Durch persönliche Kontakte der Kurslehrerin mit Dr. Judith Schepers konnte ein virtuelles Treffen stattfinden, bei dem einige Fragen beantwortet werden konnten. So interessierte die Schülerinnen und Schüler zum Beispiel, wie ein Forschungstag in den vatikanischen Archiven aussieht oder welche Briefe die Forscherin besonders bewegt haben. Mit anschaulichem Bildmaterial konnte Dr. Judith Schepers Eindrücke ihrer Forschungsarbeit, die sie seit mehr als 20 Jahren voller Leidenschaft ausübt, weitergeben. Sie erläuterte, dass alle bislang erforschten Briefe sie berührt haben, weil sie immer aus Notsituationen jüdischer Menschen heraus verfasst worden sind. Die Jugendlichen erfuhren auch, dass das Handeln des Papstes Pius XII. während des Holocausts bei Weitem noch nicht ausreichend erforscht ist, um seine Rolle abschließend zu bewerten.

Ein großer Applaus und Dank erging am Ende an Dr. Judith Schepers, die sich trotz gut gefülltem Terminkalender die Zeit für uns und unsere Fragen genommen hatte. Viele Schülerinnen und Schüler waren sich am Ende einig, dass sie durchaus noch länger hätten zuhören mögen.

Wer mehr über das Projekt „Asking the Pope for Help“ erfahren möchte, wird unter diesem Link fündig:

https://www.uni-muenster.de/FB2/aph/

Unter den Verfasserinnen und Verfassern der Bittschreiben ist übrigens auch die prominente jüdische Dichterin Else Lasker-Schüler. Ein Link zu ihrem bereits digitalisierten Brief findet sich hier: https://www.uni-muenster.de/FB2/aph/bittschreiben/lasker-schueler.html