Am vergangenen Montag, den 07.10.2024, gab es eine besondere LK-Nachmittagsstunde für den Pädagogik- und den Psychologie-Leistungskurs (LK) der Q2, denn Frau Reimer, die Großmutter der Q2-Schülerin Neele Reimer, besuchte uns am StGH, um stellvertretend für ihre Mutter, Neeles Urgroßmutter, von Erfahrungen aus der Zeit des Nationalsozialismus zu berichten. Zuvor war Erziehung im Nationalsozialismus schon Thema im Pädagogik-LK und es zeigte sich deutlich, wie wichtig Aufklärung und das Nicht-Vergessen sind. Zeitzeugenberichte haben hier eine zentrale Bedeutung, da wir so nicht nur Wissen über Erlebnisse und Erfahrungen von 1933-1945 ansammeln, sondern die Möglichkeit bekommen, persönliche Geschichten zu hören, diese zu reflektieren und daraus für uns heute Konsequenzen ziehen können.
Frau Reimer berichtete stellvertretend für ihre Mutter, aber auch ihren Vater, über große Themen wie die Bedeutung von Religion im Kriegsalltag, sowie auch unerwartete Ängste: Wir erfuhren, dass Frau Reimers Vater vor der Schule täglich in die Kirche gehen musste und dass Frau Reimers Mutter, die 1937 eingeschult wurde, bei Fliegeralarm Schutz im Keller suchte und dabei vor allem Angst vor Mäusen hatte. In diesen Momenten ließ sich erahnen, dass Krieg Alltag und Normalität für Kinder war damals; so sehr, dass selbst ein Fliegeralarm nicht die größte Angst auslöste. Eine prägende lokale Erinnerung, die sie mit uns teilte, ist die Geschichte der jüdischen Familie Abrahamson aus Marl, die ihr Textilgeschäft gezwungen war aufzugeben. Der Sohn Rolf Abrahamson war als letzter Holocaust-Überlebender des Kreises Recklinghausens 2021 verstorben und hat selbst davor aktiv als Zeitzeuge in Schulen seine Geschichte und Botschaft an Jugendliche weitergegeben.
Neeles Großmutter teilte ehrlich mit den Schülerinnen und Schülern, dass sie von ihrer Mutter auch nur zu manchen Erfahrungen Informationen bekommen hat und hat damit verdeutlicht, wie wertvoll die Erinnerungen und Geschichten, die wir haben, sind. Daher war es ein Highlight, dass Original-Fotos aus der NS-Zeit, aber auch aktuelle Videos von Gesprächen mit Neeles Urgroßmutter zu einzelnen Erinnerungen gezeigt werden konnten und so die Zeitzeugin selbst über einzelne Erlebnisse berichtete. Danke an Neele und ihre Großmutter Frau Reimer für die Bereitschaft und das Teilen der Erfahrungen - unsere Erinnerungskultur ist und bleibt ein wichtiger Bestandteil am StGH!